Der TSV schafft den Klassenerhalt in der Bundesliga Süd. Sie schlagen den 1. FC Nürnberg 4:1 und überholen diesen in der Tabelle. Von Alexander Schreiber

„Kein Druck“ – so lautete die Antwort von Ines Husic auf die Frage, ob sie bei ihrem Elfmeter Druck verspürt hatte. Die 16-Jährige hatte gerade mit ihren Mannschaftskolleginnen der B-Juniorinnen des TSV Crailsheim im letzten Saisonspiel den Klassenerhalt in der Bundesliga Süd geschafft. Crailsheim gewann am Samstag 4:1 gegen den 1. FC Nürnberg, der nun anstelle von Crailsheim absteigt. Mit zwei Treffern, darunter auch besagter Elfmeter zum 1:0 in der 49. Spielminute, hatte Husic maßgeblichen Anteil an diesem Erfolg. Im Gespräch war sie schüchtern, schien nicht gerne über sich selbst zu sprechen. „Ich hätte noch mehr laufen können. Wir haben als Team klasse gespielt“, sagte sie.

Für Husic war es nach zwei Jahren das letzte Spiel im Crailsheimer Trikot. Sie steht vor dem nächsten Karriereschritt, der FC Bayern München hat sie verpflichtet. Mit diesem wird sie, das steht nun fest, in der kommenden Spielzeit auf ihre dann früheren Kolleginnen in der Bundesliga Süd treffen.

Trainer ist „megastolz“

Auch Edgar Klärle, aus dem Trainergespann der Crailsheimer B-Juniorinnen, wird nächste Saison nicht mehr für den TSV an der Seitenlinie stehen. Stattdessen legt er „eine Pause vom Fußball ein“, so Klärle. „Ich kann das gar nicht in Worte fassen. Heute war sehr emotional“, freute sich Klärle im Anschluss an die Begegnung. „Mega-, megastolz“, sei er. „Alle haben zusammen gekämpft. Eine Riesenleistung! Ich bin glücklich, dass die Spielerinnen aus dem Jahrgang 2002 so einen Abgang haben.“ Für die Spielerinnen dieses Jahrgangs endete am Samstag ihre Zeit im Jugendfußball, ab nächster Saison dürfen sie nur noch für Damenmannschaften auflaufen.

Die Rahmenbedingungen vor der Partie waren klar: Ein Sieg und der TSV würde die Klasse mit einem Punkt Vorsprung halten. Bei einem Unentschieden oder einer Niederlage würde Nürnberg in der Bundesliga bleiben. Ein Abstieg in die Oberliga hätte für Crailsheim aufgrund begrenzter finanzieller Mittel wohl drastische Folgen gehabt, womöglich wären die laufenden Kosten in der Oberliga nicht zu stemmen gewesen.

Die Spielerinnen hatten also allen Grund dazu, nervös zu sein. Nürnberg startete besser in die Partie, bestimmte die ersten zehn Minuten. Die Gäste griffen immer wieder über den linken Flügel an. Crailsheims Außenverteidigerin Jule Wagner und Innenverteidigerin Pauline Graf machten jedoch ihre Seite dicht.

Torraum­szenen gab es auf beiden Seiten kaum. Erstmals gefährlich wurde es für Nürnberg in der 17. Minute. Crailsheims Maren Geschwill hatte ihre Gegenspielerin abgehängt und stürmte aufs gegnerische Tor zu, wurde jedoch von der herausgelaufenen Nürnberger Schlussfrau gut 25 Meter vor dem Tor geblockt. Nach einer guten halben Stunde fiel Crailsheims Marlen Schmelzle im Nürnberger Strafraum zu Boden, nachdem ihre Gegenspielerin an ihrem Trikot gezogen hatte. Die Crailsheimerinnen forderten Elfmeter. Der Pfiff der Schiedsrichterin, die eine schlechte Sicht auf den Zweikampf hatte, blieb allerdings aus.

Kurz darauf hatte Crailsheim Glück, als ein Nürnberger Fernschuss an die Latte segelte. „Wenn der reingeht, entwickelt sich alles in eine ganz andere Richtung“, kommentierte Nürnbergs Trainer Florian Hofmann die Szene nach der Partie

Als Nürnbergs Torhüterin die Crailsheimerin Schmelzle in der 48. Minute bei deren Kopfballversuch mit den Fäusten im Gesicht traf, war der Elfmeterpfiff unausweichlich. Ines Husic schnappte sich die Kugel und verwandelte sicher zum 1:0 (49.). Kurze Zeit später baute Chantal Halici mit einer Direktabnahme aus kurzer Distanz nach einem Eckstoß die Führung aus (55.).

Nürnbergs Sophie Fournier machte die Begegnung wieder spannend: Sie grätschte eine flache Flanke zum 1:2-Anschlusstreffer ein (63.). Die Gastgeberinnen spielten davon unbehelligt weiter mutig nach vorne und kamen zweimal zu guten Chancen durch Stürmerin Maren Geschwill. In der 73. Minute schlug erneut die Stunde von Ines Husic. Aus rund 18 Metern Entfernung und zentraler Position zirkelte sie einen Freistoß ins linke Eck. Die Nürnberger Schlussfrau hatte keine Abwehrchance. Crailsheim jubelte, Ersatzspielerinnen rannten vor Freude aufs Feld – sehr zum Unmut von Edgar Klärle, der seine Mädels energisch zurück zur Bank zitierte.

Kaum Zeit zum Jubeln

Als wenige Minuten darauf Maren Geschwill den Ball gefühlvoll über die herausgelaufene Nürnberger Torhüterin zum 4:1 ins Tor schlenzte (78.), kannte auch Edgar Klärles Freude kein Halten mehr. Nürnberg war geschlagen, daran änderten selbst sieben Minuten Nachspielzeit aufgrund von zwei hitzebedingten Trinkpausen nichts. Viel Zeit zum Jubeln blieb den Crailsheimerinnen übrigens nicht: Sie mussten nach dem Schlusspfiff umgehend den Platz räumen, damit das Spiel der ersten Herrenmannschaft des TSV schnellstmöglich angepfiffen werden konnte.

TSV Crailsheim – 1. FC Nürnberg

4:1

Tore: 1:0 Ines Husic (49., FE), 2:0 Chantal Halici (55.), 2:1 Sophie Fournier (63.), 3:1 Ines Husic (73.), 4:1 Maren Geschwill (78.)

Crailsheim: Stark, Schwab, Gronbach, Halici (70. Heidinger), Schmelzle (79. Midler), Graf, Wagner, Husic, Feyl (66. Ziegler), Geschwill (80.+ 4. Hofelich), Schmitt

Text: Alexander Schreiber, Hohenloher Tagblatt
Bild: Guido Schmitt


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