„Heilfroh, dass wir gewonnen haben“

Jugendfußball Der TSV Crailsheim hat den SC Freiburg, den Tabellenführer der B-Juniorinnen-Bundesliga Süd, lange ärgern können. Am Ende siegt der Favorit dennoch mit 4:2. Von Joachim Mayershofer

Wir sind heilfroh, dass wir das Spiel gewonnen haben. Crailsheim hat uns das Leben sehr schwer gemacht, wir sind gar nicht richtig ins Spiel gekommen. Wir hatten keine gute Tagesform. Crailsheim hat es gut verteidigt.“ So lautete das Fazit von Edgar Beck, dem Trainer des SC Freiburg, der sich in der B-Juniorinnen-Bundesliga am Samstag beim TSV Crailsheim 4:2 durchgesetzt hat. Die Horaffen hatten dem Spitzenreiter, der über eines der besten Nachwuchszentren in Deutschland verfügt, lange Zeit die Stirn geboten, was Trainerin Anika Höß sichtlich stolz machte. „Sie hatten keine gute Tagesform, aber wir haben es auch super kämpferisch gelöst. Unsere Ausrichtung war sehr, sehr defensiv, aber wenn der Tabellenführer kommt, darf man auch auch defensiv spielen“, erklärte Höß.

Ihren Mädels habe man angemerkt, dass sie dagegenhalten wollen. „Sie wollten auf jeden Fall einen Punkt behalten. Man hat die Euphorie gesehen. Je länger wir die Null gehalten haben, desto mehr haben wir gemerkt, dass die anderen unsicherer werden und auch keine Tormöglichkeiten haben“, so Höß. Die erste Halbzeit verlief fast gänzlich ohne Torraumszenen – bis Marie Philipzen unmittelbar vor dem Pausenpfiff nach einem langen Ball eiskalt vor dem Tor blieb und an TSV-Keeperin Jennifer Schmitt zum 0:1 einschoss (40.). „Es ist natürlich schade, wenn man mit so einem Gegentor kurz vor der Halbzeit in die Pause geht. Wir sind dann aber super herausgekommen, gehen auch in Führung“, sagte die Crailsheimer Trainerin.

Ines Husic mit einem herrlichen Freistoß in den Winkel (41.) und gedankenschnell nach einem Eckball (44.) sorgte für das 2:1 für die Platzherrinnen. „Nach dem Doppelschlag nach zwei Standards guckt man erst mal blöd aus der Wäsche, aber es war ja noch genügend Zeit. Die Mannschaft hat sich gleich berappelt. Ich bin stolz, dass sie nach dem Rückstand noch an den Sieg geglaubt hat, der knapp verdient war“, sagte Freiburgs Trainer Beck.

Ausgleich per Elfmeter

Der Ausgleich fiel durch einen sicher verwandelten Elfmeter von Oceane Picard (50.), dem eine Notbremse von Cora Heidinger vorausgegangen war. Sie wurde von Schiedsrichterin Franziska Brückner mit der Roten Karte vom Platz gestellt. Auch die Gäste mussten das Spiel mit einer Spielerin weniger beenden. Amelie Woelki sah Gelb-Rot (69.). „Dass zwei Spielerinnen in einem Spiel vom Platz müssen, ist bei den B-Juniorinnen doch sehr selten“, wunderte sich Anika Höß.

„Wir mussten nach der Roten Karte noch defensiver umstellen. Wir hatten schon zwei Tore gegen Freiburg geschossen. Dass man dann noch ein oder zwei Tore nachlegen kann, ist schon sehr schwierig. Da kann ich meiner Mannschaft überhaupt keinen Vorwurf machen. Ich muss ihr eher sagen, wenn wir da dran bleiben und auf der Leistung aufbauen, ist für uns im Kampf um den Klassenerhalt alles drin“, sagte Anika Höß. „Ich hätte den Punkt sehr gerne mitgenommen, die Mannschaft hätte ihn sich, glaube ich, auch verdient gehabt. Der Tabellenführer hat dann doch immer das Glück gegen Mannschaften, die hinten drin stehen.“

Dass es mit dem Unentschieden nichts wurde, lag an einem Doppelpack von Selina Fockers (59., 63.), die ihre Farben damit zum 4:2-Sieg schoss. Freiburg bleibt Tabellenführer – mit 19 Punkten aus acht Spielen steht der SC zwei Zähler vor der TSG Hoffenheim. Der TSV Crailsheim liegt mit sieben Punkten auf Platz 8 und damit drei Zähler vor den beiden Abstiegsrängen, die Nürnberg und Fürth inne haben.

„Ich bin mit der Saison bislang sehr zufrieden. Es geht darum, dass wir um den Klassenerhalt kämpfen wollen. Wir haben jetzt schon mehr Punkte als letzte Saison zu diesem Zeitpunkt. Der Sieg gegen Bayern oder auch das Spiel heute zeigen ja, dass die Mannschaft was kann“, sagt Anika Höß. „Wir haben Spielerinnen des Jahrgangs 2003/2004, die Stammspielerinnen sind, die noch C-Jugend spielen dürfen. Für die geht es darum, dass sie Erfahrungen sammeln und dann nächstes Jahr oder in zwei Jahren, wenn wir noch Bundesliga spielen sollten, die dann auch an den Tag legen können.“ Deswegen sei diese Spielzeit „ein Lernjahr. Für uns ist es wichtig, dass wir die Punkte für den Klassenerhalt holen.“

„Endspiel“ in Nürnberg

Der nächste Spieltag führt den TSV Crailsheim am 24. November nach Nürnberg. „Gegen Nürnberg ist es schon ein kleines Endspiel, weil sie hinter uns stehen. Es wird ein Kampf werden, wer letztlich auf einem Abstiegsplatz stehen muss“, betont Höß. Gegen den Club werde es noch einmal „ein sehr offensives Spiel werden. Wir wollen die drei Punkte mitnehmen, da stellen wir uns auf gar keinen Fall hinten rein“, verspricht die TSV-Trainerin. Dann geht es vor der Winterpause noch nach Alberweiler, derzeit Tabellendritter. „Da werden viele lange Bälle kommen, und es wird eher wieder ein Spiel wie heute werden, also defensiver“, mutmaßt Anika Höß.

Ihr Freiburger Gegenüber Edgar Beck hat ganz andere Ziele: „Wenn man schon ganz oben ist, wollen wir da natürlich auch bleiben. Wichtig ist, dass wir ein, zwei Mädels so weit bringen, dass sie nächstes Jahr bei unseren Frauen im Bundesligakader auftauchen.“ Die Juniorennationalspielerinnen Victoria Ezebinyuo (Innenverteidigung) und Marie Philipzen (Angriff) haben gegen Crailsheim schon aufblitzen lassen, dass sie zwei Kandidatinnen für höhere Weihen sind.

Crailsheim – Freiburg 2:4

Tore: 0:1 Marie Philipzen (40.), 1:1, 2:1 Ines Husic (41., 44.), 2:2 Oceana Picard (50., FE), 2:3, 2:4 Selina Fockers (59., 63.)

Besondere Vorkommnisse: Rote Karte für Cora Heidinger (Crailsheim, 49.), Gelb-Rote Karte für Amelie Woelki (Freiburg, 69.)

Crailsheim: J. Schmitt, Stark (76. Rüdenauer), Gronbach, Schmelzle (51. Wolfmeyer), Graf, Wagner (64. Halici), Husic, Feyl, Geschwill (64. Ziegler), L. Schmitt, Heidinger

Quelle: Hohenloher Tagblatt / Joachim Mayershofer


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